Platz der deutschen einheit

21.06.2013

Presseerklärung

Großsporthalle am Platz der deutschen Einheit wird zum städtebaulichen Schildbürgerstreich

 Nach einer relativ kurzen Bauzeit konnte am Montag Richtfest gefeiert werden am sog. Platz der deutschen Einheit. Noch-OB Müller ist stolz auf das Ergebnis: „Das Ende einer langen Debatte, das sich sehen lassen kann.“ Es kann sich nicht nur sehen lassen, es ist nicht zu übersehen. Ein massives Gebäude, das fast die Höhe der gegenüber liegenden Wiesbadener Volksbank erreicht, riegelt unübersehbar, von der Schwalbacher Straße ausgehend, die dahinter liegenden Stadtteile gegen die Innenstadt ab. Die restaurierte Fassade der Elly-Heuss-Schule ist nicht mehr zu sehen. Die untere Schwalbacher Straße ist eine enge Schlucht geworden, durch die sich der innerstädtische Busverkehr zwängt.

 

5000 qm verschlingt das Gebäude. Übrig bleiben nicht mehr als 3250 qm unbebaute, teils versiegelt Fläche. „Platz“ kann man das nicht nennen, denn darunter versteht man städtebaulich eine von Gebäuden mit ansprechenden Fassaden umbaute Fläche, Brennpunkte des öffentlichen Lebens einer Stadt. Was hier bleibt, ist ein lichtarmer Streifen zwischen Großsporthalle, Elly-Heuss-Schule, dem Polizeigebäude und der Westseite der Sporthalle, euphemistisch „Quartiersplatz“ genannt.

 

Der ehemalige Faulbrunnenplatz, nicht mehr als ca. 700 qm, in den Simulationen als lichte, belebte Fläche dargestellt, liegt – das kann man nun deutlich sehen –, im Schatten an der Nordseite der Sporthalle und an der Ostseite der Wiesbadener Volksbank, die den Eingang dorthin verlegen will. Sollte auf diesem „Platz“ noch ein Cafés gebaut werden, wird es ca. 300 qm verbrauchen. Was von der Fläche bleibt, ist nicht mehr als ein Vorgarten für die Wiesbadener Volksbank, auf dem auch noch der Brunnen als Stele untergebracht werden soll.

 

Grünflächen in der Stadt fördern die Durchlüftung. In anderen Städten wie Frankfurt und Berlin werden in die Innenstädte führende grüne Schneisen angelegt. Auch für Wiesbaden waren 1996 mal Ziele für reinere Luft und ein besseres Klima durch mehr Stadtgrün formuliert worden. Das innere Westend ist jedoch nach wie vor durch Verkehrsschadstoffe stark belastet. Konstruktive Lösungsansätze wären hier der offen gelegte Wellritzbach und viele Bäume gewesen. Nun sollen nur noch auf dem sog. Quartiersplatz Bäume gepflanzt werden. Die zwischen der Großsporthalle und der Elly-Heuss-Schule verbleibende Fläche wird versiegelt, über sie muss der Lieferverkehr für die Geschäfte abgewickelt werden.

 

Niemand bestritt, dass die Elly-Heuss-Schule eine neue Sporthalle braucht. Auch der VCW hätte längst eine wesentlich preiswertere Halle an anderer Stelle haben können. Man hätte dafür weder so in die Höhe bauen, noch soviel Fläche verbrauchen müssen. Was bleibt nun für die Wohnbevölkerung der anliegenden Stadtteile?

 

Deren Zukunft ist in mehrerer Hinsicht verspielt: Die dringend nötige Verbesserung des Stadtklimas wird es nicht geben – im Gegenteil eine Verschlechterung ist zu erwarten. Am Nadelöhr an der Schwalbacher Straße wird auch eine Verbesserung und Ausweitung des Busverkehrs scheitern. Ach ja, Büros und neue Einkaufmöglichkeiten! – Die aber braucht im Westend kein Mensch.

Wie sagte Gerhard Hupfer, der Geschäftsführer der Max Bögl GmbH beim Spatenstich für den Gebäudekomplex: Für seine Firma sei das Projekt „maßgeschneidert“ in seiner „Wertschöpfungstiefe“. Man erwarte große „Vermarktungserfolge“ für die Einzelhandelsflächen ...

 

Brigitte Forßbohm, Initiative für bürgernahes Bauen am Platz der deutschen Einheit

 

 

22.  Juni 2012

Spatenstich am Platz der deutschen Einheit

Man habe „in Feierlaune“ auch die Protestierenden mit aufs Gelände gelassen, ist in der Wiesbadener Presse vom 23.6.2012 zu lesen (Wolfgang Degen). Man hat die Protestierenden überhaupt nicht aufs Gelände gelassen, sie standen mit ihren Plakaten außerhalb am Bauzaun, dessen Zugänge von den Zerberussen der Firma Bögl bewacht wurden. Hinein kam nur, wer eine Einladungskarte vorweisen konnte. Dazu gehörten auch einzelne Ortsbeiratsmitglieder. Selbst Stadtverordnete hatten Schwierigkeiten hinein zu kommen. Weiterlesen